Judging the Cover
Eröffnung: Freitag, den 6. September 18.00 bis 22.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 7. September bis 19. Oktober
Die Ausstellung „Judging the Cover“ thematisiert das Buch in der zeitgenössischen Kunst. Hierbei geht es nicht um das Künstlerbuch oder Skizzenbuch, sondern um das Buch als Motiv, das die Frage nach dem Materiellen als auch nach dem Symbolischen umfasst. Die ausstellenden Künstler*innen arbeiten mit diesem auf verschiedenste Weise, formen es um, kontextualisieren es neu oder verfremden es.
Buchobjekte im weitesten Sinne sind zu sehen von:
Jonathan Callan, Raphaël Denis, Patrick Keulemans, Philip Loersch, Vera Lossau, Gert Scheerlinck und David Taborn.
Jonathan Callan benutzt Bücher als Material für seine Skulpturen und Installationen. Er bearbeitet die Bücher so, dass die ursprüngliche Substanz meist noch erkennbar ist, aber eine Dekonstruktion erfahren hat. Der eigentliche Inhalt des Buches wird dabei überlagert, verschlüsselt oder auch zerstört. Das im künstlerischen Arbeitsprozess neu entstandene Objekt öffnet sich völlig neuen Möglichkeiten der Bedeutungszuschreibung.
David Taborn nutz das Buch als Material sowie als Bildträger. Sein Ansatz ist verspielt und setzt sich mit dem Inhalt des Buches auseinander, dem er in seinen Arbeiten neue Bedeutungsebenen hinzufügt.
Philip Loersch schafft Bücher oder Buchfragmente aus Stein und zeichnet Buchseiten ab. Damit arbeitet er bewusst auf der Ebene ästhetischer Rezeption und stellt die Frage, inwiefern durch eine materielle Veränderung sich die Wahrnehmung des Dargestellten und seines Inhalts verändert.
Vera Lossau lässt Bücher beschießen und gießt sie dann in Bronze oder Aluminium. Sie benutzt oft alltägliche Gegenstände, die durch klassische bildhauerische Techniken zu erhabenen, künstlerisch aufgeladenen Objekten werden.
Raphaël Denis stellt verkohlte Holzobjekte, die an verbrannte Bücher erinnern, aus. Die Installation bietet in ihrer Reihung unzugänglicher Bücher eine visuelle Übersetzung des Verlusts an Wissen, der aus – vorsätzlichen wie zufälligen – brandbedingten Zerstörungen resultiert. Evoziert werden die verschiedensten Amputationen der Menschheitsgeschichte, von den verlorenen Bibliotheken bis zu den großen Bücherverbrennungen.
Die Arbeit von Patrick Keulemans geht von einer Faszination für Sprache und Kommunikation aus: der (Un-)Möglichkeit der Sprache als Metapher für die (Un-)Möglichkeit der Kommunikation. Verschwindende Sprachen, Interkulturalität, die Verwundbarkeit des Einzelnen in einer globalisierten Welt und die Homogenisierungseffekte sozialer Medien: Dies sind einige der Themen, mit denen er sich befasst. In der Ausstellung zeigt er gläserne Buchdeckel und leere Bücher, die nur mit wenigen, winzigen Wortschnipseln zusammengehalten werden.
Gert Scheerlinck beschäftigt sich mit der Poetik des Alltags. Mit Installationen, Skulpturen und Assemblagen rekonstruiert er Erinnerungen und Ereignisse. Scheerlinck präsentiert gefundene Objekte und Arrangements, die sich konzeptueller Ambiguität nähern, eine offene Interpretation ermöglichen und gleichzeitig eine stark minimalistische Ästhetik bieten, die an Arte Povera erinnert.
In Anlehnung an die Worte „Never judge a book by the cover“ versteht sich der Titel „Judging the Cover“ als aktive Aufforderung, die ausgestellten Objekte anzuschauen und einer eigenen Bewertung zu unterziehen.