Operation Mincemeat war der Name einer erfolgreich durchgeführten Desinformationskampagne des Britischen Geheimdiensts während des Zweiten Weltkriegs. Um der nationalsozialistischen Besatzung eine bevorstehenden Angriff auf Griechenland vorzutäuschen und von der tatsächlichen Landung der alliierten Streitkräfte in Sizilien abzulenken, wurde eine Leiche mit falschen Dokumenten präpariert und an der spanische Küste ausgesetzt. Der Tote selber wurde auch mit einer fiktive Identität versehen: “Major William Martin der Royal Marines”.
Um die Geschichte überzeugender zu machen, wurde für den Major eine Verlobte namens Pam erfunden, deren Liebesbriefe und Fotografien er bei sich trug. Darüber hinaus wurde der Major auch mit einem Schlüsselbund, Theater Karten für ein kürzlich angelaufenes Stück, Rechnungen für einen Aufenthalt in einem Londoner Club, eine Streichholzschachtel und anderen Gegenständen ausstaffiert. Pams Liebesbriefe wurden von Patricia Trehearne, einer MI5-Beamtin, verfasst. Der einzige Brief, den Martin schickte, wurde von Lieutenant Commander Montagu, dem Chef der Operation, geschrieben. Montagu hatte akribisch weitere Versionen des Briefes verfasst, die heute in den „British National Archives“ zu finden sind.
Diese Geschichte verschweigt jedoch die Existenz eines gewissen Major Tom, dem ursprünglich die Aufgabe übertragen worden war, den Brief an Pam zu schreiben. Tom schaffte es nie, den Brief zu schreiben, lehnte diese Aufgabe sogar ab. Zu groß war für ihn die Last der Geschichte, die die Liebe eines „Doppelt-Toten“ und einer „Nicht-Existierenden“ auf ihren Schultern zu tragen hätte. Er wusste tatsächlich wenig über die Liebe. Obwohl er ihre Existenz erahnte, wusste er weder über ihre Eigentümlichkeiten bescheid, noch über die Kraft, die ihr inne zu sein scheint. Er ging vorzeitig in den Ruhestand und starb am 5.3.1967 in einer billigen Pension in East London, wahrscheinlich nach Jahren des Morphiummissbrauchs in Form von Tabletten. Das einzig interessante, das unter seinem persönlichen Hab und Gut gefunden wurde, war ein Tagebuch mit einer Liste.
Die Liste selbst suggeriert den Versuch, Objekte mit ihren inneren, sentimentalen Eigenschaften in Verbindung zu bringen. Wir lesen auf der ersten Seite folgendes:
Die Selbstexistenz eines Kindheitsgemäldes, die Zärtlichkeit des Hofes an einem Nachmittag, der Verlust gelüfteter Laken, die Katharsis frisch gebügelter weißer Wäsche, die Abneigung gegen schmutziges Geschirr, die Jugend schwarzer Pferde, das Altern des verlassenen Ufers, das Knirschen von Zähnen…
Operation Mincemeat was the name of a successful operation set up by the British Secret Service to misinform the Nazis during the 2nd World War. The purpose was to place documents on a corpse to be washed up on a Spanish shore concerning supposed allied landings in Greece as a decoy for the real landings on Sicily. A suitable corpse having been found, it was provided with a fictitious identity, ‘Major William Martin of the Royal Marines’.
To make the story more convincing, a fiancée by the name of Pam was invented for the major, together with photographs and love letters for the ‘dead’. Also accompanying the major were a bunch of keys, a theatre ticket stub for a recently staged show, bills for a stay at a London club, matches and other assorted objects. Pam’s love letters were penned by Patricia Trehearne, an MI5 officer. The only letter to be sent by Martin was written by Lieutenant Commander Montagu, head of the operation. Ever meticulous, Montagu had written other versions of the letter, which today are to be found in the British National Archives in the file Operation Mincemeat.
Hushed up from this story however was the existence of one Major Tom, to whom was originally assigned the task of writing the letter to Pam. Tom never managed to write the letter or indeed refused to write it. He regarded the story of Martin and Pam as the love of a ‘twice-dead’ man and a ‘non-existent’ woman assigned to bear the burden of history on their shoulders. And in any case he knew little about love and neither, perhaps, its ways nor its violence. He did however sense its existence. He took early retirement and died on 5.3.1967 in a cheap boarding house in East London, most likely following years of morphine abuse in the form of tablets. The only thing of interest found among his personal belongings was a diary containing a list. The list itself suggests an attempt at naming the objects and their sentimental ownership. We read on the first page thus:
The self-existence of a childhood painting, the tenderness of the yard of an afternoon, the loss of aired sheets, the catharsis of freshly-ironed whites, the unwillingness of dirty crockery, the youth of black horses, the senescence of the abandoned shore, the gnashing of teeth…