Die Galerie Martin Kudlek zeigt mit der Ausstellung TRANSIT die zweite Einzelausstellung der Kölner Künstlerin Ellen Keusen in den Räumen der Galerie. Das Hauptmedium Ellen Keusens ist die Zeichnung, mit denen sie Phänomene der Grenzerfahrung und Sinnestäuschung erforschen möchte.
Blickt der Betrachter flüchtig in den Ausstellungsraum schaut er auf eine Wand mit vielen miteinander verschmelzenden Punkten und das Auge versucht augenblicklich das Bild scharf zu stellen, ähnlich einem fotografischen Objektiv. Schon hier ist der Betrachter mit der ersten Irritation seiner Sinne konfrontiert.
Erst bei genauerem Blick ist erkennbar, dass es sich um klare Linien handelt. Schwarze und rote Punkte, gezeichnet aus feinen, winzigen Strichen mit roten und schwarzen Aquarellstiften. Gezeigt werden zwei Blöcke aus der Serie Transit, deren Zeichnungen fortlaufend mit einem strengen Schema entstehen.
Das Geschehen an den Grenzen, dem Dazwischen, den Kraftfeldern die zwischen den zwei Figuren entstehen und den Phänomenen der optischen Täuschung, das ist es was Ellen Keusen in ihren Arbeiten zu erforschen versucht. So sieht der Betrachter einen hellen Kranz um die gezeichneten Flecken, der die Grenze zwischen Fleck und Blattgrund markiert. Die menschliche Wahrnehmung ist stets auf der Suche nach klaren Grenzen um die Umgebung zu erfassen. Fehlen diese Grenzen wie in Ellen Keusens Zeichnungen, deren Punkte in feinen Abstufungen in den weißen Papiergrund übergehen, erzeugt das Gehirn eine künstliche Grenze, den sogenannten Luminanzeffekt. Ellen Keusens Zeichnungen fordern den Blick des Betrachters ganz konkret heraus und eröffnen Grenzerfahrungen.
Komplementär zur Serie Transit zeigt sich die Serie SIN dem Betrachter. Sie besteht aus linkshändig gezeichneten Arbeiten. Nicht hierarchisch angeordnet finden sich hier verschiedene Elemente auf der Bildfläche. Sie alle sind gleich bedeutend. Die Suche nach zentralen Elementen, einer klassischen Einordnung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund, in Haupt- und Nebenelemente ist hier fehl am Platz. So ist der Betrachter auch hier Grenzerfahrungen ausgesetzt, die sein Sehempfinden herausfordern.
Zwischen diesen beiden Serien begegnen dem Betrachter Die Gegenüber. Porträts, die Gemälden weltbekannter Maler entnommen sind. Köpfe, die den Betrachter direkt anschauen, die für die Künstlerin im Atelier und für den Betrachter in der Ausstellung als Gegenüber funktionieren sollen.
Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Unikatedition Über ein Blatt vom 10.4.97. Andrucke der Seite 7 der Heftproduktion der Lübecker Blätter dienen als Blattgrund für neue Zeichnungen.
Im Rahmen der Ausstellung findet am 18. Juli ab 19:30 Uhr das Konzert YULU statt, bei dem die Musiker Dietmar Bonnen (Glockenspiel, Toy Piano), Roger Hanschel (Saxophon) und Michael Pape (Perkussion) eine gezeichnete Partitur spielen werden, die in Zusammenarbeit von Ellen Keusen und Dietmar Bonnen entstanden ist.